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pax christi

menschen machen frieden - mach mit.

Unser Name ist Programm: der Friede Christi. 

pax christi ist eine ökumenische Friedensbewegung in der katholischen Kirche. Sie verbindet Gebet und Aktion und arbeitet in der Tradition der Friedenslehre des II. Vatikanischen Konzils. 

Der pax christi Deutsche Sektion e.V. ist Mitglied des weltweiten Friedensnetzes Pax Christi International.

Entstanden ist die pax christi-Bewegung am Ende des II. Weltkrieges, als französische Christinnen und Christen ihren deutschen Schwestern und Brüdern zur Versöhnung die Hand reichten. 

» Alle Informationen zur Deutschen Sektion von pax christi

pax christi Begegnungswochenende 2014 im Kloster Armstorf

13. Sep 2014

Mit 17 TeilnehmerInnen starten wir an einem Freitag im September in unser traditionelles Begegnungswochenende. Es scheint sich in der Zwischenzeit doch herum gesprochen zu haben, dass alle Interessierte teilnehmen können. Traditionell war auch die Wahl des Themas, das jeweilige Motto der Friedensdekade.

 Befreit zum Widerstehen"  -  dieses Motto hat uns  im Gedenkjahr 2014 und angesichts der vielen aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen vor keine leichte Aufgabe gestellt.

Unser Widerstand muss und kann nur gewaltfrei sein, darüber waren wir uns einig. Wie jedoch kann dieser Widerstand aussehen und wieso sind wir dazu befreit?

Am Freitagabend erleichterte Adalbert Wirtz uns den Einstieg ins Thema damit, dass er  einlud, sich  zu erinnern an Widerstand im persönlichen Leben in der Kindheit und Jugend, im Beruf  und auch an Situationen, in denen wir keinen Widerstand geleistet haben.

In der gemeinsamen Diskussion wurde sehr bald deutlich, dass sich unser Widerstand stets gegen diejenigen richtet, die Macht ausüben, Ängste schüren und ein Imperium dafür aufbauen, um das System zu verteidigen. Oft ist man sich durch eine eingefahrene  Sichtweise der Ungerechtigkeiten und des Machstreben aber gar nicht bewusst.
Daher müssen wir genau hinsehen, um die Ursachen für ein imperialistisches Handeln zu erkennen. Nur so wird ein engagiertes Handeln, ein Widerstehen sinnvoll und effektiv.

Die neue Altargestaltung in der St. Georgskirche in Freising, wie aus unterschiedlichen Blickwinkeln immer wieder andere Teile eines Ganzen sichtbar werden,

Der US-amerikanische Priester und Friedensaktivist John Dear setzt dem Machtstreben dieses Imperiums eine Spiritualität des gewaltfreien Widerstands entgegen.

 

Die Bibelarbeit am Samstagvormittag, geleitet von unserem Geistlichen Beirat  Charles Borg-Manché, vertiefte diese Gedanken. Wir beschäftigten  uns mit einer bekannten Bibelstelle, der Vertreibung der Händler aus dem Tempel: „Jesus  belehrte sie und sprach: Steht nicht geschrieben, mein Haus soll ein Haus des Gebetes für alle Völker genannt werden. Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht“, Mk 11,17.
Befreit zum Widerstehen: Gott befreit uns von den Zwängen des  Machtstrebens und  einer Wachstumsideologie hin zum widerstehen, um mit dieser Gewissheit auch  andere durch unseren Widerstand zu befreien.

 

Danach moderierte Gertrud Scherer  ein Gespräch über die derzeitige politische Lage, über mögliche Formen gewaltfreien bürgerlichen Widerstands und setzte damit die Diskussion vom Freitagabend fort.
An Hand von zwei Beispielen: Rüstungsexport und das geplante Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU (TTIP).  wurde folgendes deutlich: Beide Male  geht es um die Interessen der politischen und wirtschaftlichen Machthaber, deren Hintergrund im imperialen kapitalistischen Herrschaftssystem und um die Rolle der Gewalt und wer sie wie ausübt.

Für engagierte Friedensbewegte spielt die Frage, welche Art von Widerstand bei größeren Teilen der Bevölkerung ankommen kann und auch erfolgreich ist und was den Widerstand bremst, immer eine wichtige Rolle. Als Hauptbremser wurden sehr schnell Unwissenheit und Bequemlichkeit genannt. In den gängigen Medien finden sich ja kaum Informationen über die Entstehung  von Konflikten, über die Interessen und auch Ängste der verschiedenen Seiten, über ihre Handlungsspielräume und Beispiele für gewaltfreie konstruktive Konfliktbewältigung. Solche Informationen weiter zu geben ist wichtig, wobei es aber auch auf die Aufbereitung ankommt. Je mehr sie bei den Menschen Betroffenheit auslösen oder – vor allem bei den Jüngeren – auf spielerische Weise vermittelt werden, umso eher kommen sie an.

„Gewaltfreiheit“ ist inzwischen zwar ein geflügeltes Wort, aber viele Menschen verbinden damit eher negative Vorstellungen. Deshalb muss immer wieder mal gesagt werden, was Gewaltfreiheit nicht ist. Sie hat nichts zu tun mit Desinteresse, untätigem Danebenstehen, mit Wegschauen und Ausweichen, mit Fügsamkeit und geduldiger Opferrolle.

Gewaltfreies Handeln ist vielmehr ein aktives Sich-Einmischen mit der Grundeinstellung der Gleichwertigkeit aller Menschen, des Respekts vor der Person – bei aller Kritik an ihrem Handeln – der Zuwendung und des Mitgefühls. Das Ziel ist nicht die optimale Durchsetzung der eigenen Positionen, sondern die Befriedung von Konfliktparteien durch gemeinsame Lösungen, mit denen alle leben können. An einen solchen Runden Tisch müssen alle betroffenen Parteien eingeladen werden. 

Wer sich näher mit dieser Problematik beschäftigen möchte, dem sei die Lektüre folgender Bücher empfohlen:

Ulrich Duchow: Gieriges Geld – Auswege aus der Kapitalismusfalle- Befreiungstheologische Perspektiven, Köselverlag 2013
Walter Wink;     Verwandlung der Mächte – Eine Theologie der Gewaltfreiheit, Verlag Friedrich Pustet 2014
Joachim Bauer:  Schmerzgrenze – Vom Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt, Wilhelm Heyne Verlag 2013 

 

Elisabeth Hafner sammelte konkrete Beispiele des Engagements für den Frieden in  unseren Gruppen, in den Gemeinden und mit den  Aktivitäten der Bistumsstelle  wie Gottesdienste, Mahnwachen, Vorträge,  Beiträge in den Medien, Beteiligung an Demos und Unterschriftslisten bis hin zu einem Friedensfest.

Es sind wie immer kleine Schritte auf dem Weg des gewaltfreien Widerstehens, doch stärken sie uns im gemeinsamen Handeln und dem Austausch untereinander und geben  Mut zum Weitermachen.

Der abschließende Gottesdienst mit Pfarrer Borg Manche` sowie das gemütliche Beisammensein am Freitagabend waren wie immer feste Bestandteile unseres Begegnungswochenendes.

 

Nächstes Jahr treffen wir uns vom 02.10. bis 03.10 2015 wieder im Kloster Armstorf, einen Termin, den man sich heute schon vormerken sollte.

 

Gertrud Scherer und Gabriele Hilz